Wenn wir ganz besonders früh aufstehen, um einen Sonnenaufgang zu sehen, wir auf einem Berg stehen und schauen nach Westen, dann blicken wir in die tiefe Nacht. Drehen wir uns um, und schauen nach Osten, dann sehen wir – je nach Wetterlage – wie sich die Sonne langsam und wunderschön hinter dem Horizont erhebt. Klingt einfach – ist es auch. Vorausgesetzt, man weiß es. Ansonsten muss man jemanden Fragen, der es weiß.
In der Welt, in der wir heute leben, sind wir es gewohnt Entscheidungen selbst zu treffen, dies gehört zu unserem Leben. Darüber hinaus gibt es, wenn auch wenige – aber immerhin, noch Themen, über die spricht „man“ nicht. Dazu gehört vor allem und insbesondere der Bereich der sexuellen Identität. Die Kombination aus beidem macht die Sache mit dem „Coming-out“ nicht unbedingt leichter. Mit diesem Gefühl geht immer einher die Sorgen, die Kontrolle in unserm Leben zu verlieren beziehungsweise abzugeben. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.
Beim Coming-out geht es nicht darum ein Haus zu bauen, eine Ausbildung zu machen oder einen tropfenden Wasserhahn zu reparieren. Wenn ich vorhabe, so etwas zu tun und kann es nicht, dann habe ich die Möglichkeit es – möglicherweise – durch ein Selbststudium, Training oder durch ausprobieren zu lernen. Hier geht es allerdings um Gefühle, Emotionen – um die eigene Identität. Vor allem aber, das Leben eines Menschen wird an einer bestimmten Stelle unterbrochen und in eine andere Richtung gelenkt. Das heißt, alles was es bisher an Kontakten und Beziehungen gab, wird sich auf jeden Fall verändern. Selbst dann, wenn die Menschen, die bisher an meiner Seite standen bleiben, so wird das Verhältnis zu ihnen auf jeden Fall ein anderes sein. Darüber hinaus darf man eines nicht vergessen, selbst dann, wenn man seine eigene Identität mit Stolz und Vertrauen angenommen hat kann es immer einmal einen Punkt geben, an dem Selbstzweifel und Unsicherheiten das Herz schwer macht.
Von daher ist es wichtig, sich vor dem „Coming-out“ einen Plan zu machen, eine Strategie zu entwickeln und Menschen um sich herum zu haben, mit denen man sprechen kann, wenn es einem einmal nicht so gut geht. Im Idealfall ist es der/die Partner/in, der/die Freund/in, ein Verein oder eine Gruppe, bei der man Hilfe findet, oder aber – und das ist zu empfehlen – ein Coach, der/die einen begleitet und „neutral“ einem die Hand hält, wenn man sie braucht. Der Vorteil bei einem Coach ist, man habt keine persönliche Beziehung zu ihm/ihr und man kann sich immer frei öffnen, ohne im Hinterkopf über mögliche Folgen nachzudenken.
So behält man die Kontrolle.