An dem Wochenende 16./17.06.2018 habe ich an einem Vertriebsseminar in der Dortmunder-Westfalenhalle teilgenommen. Es war das Wochenende, als Deutschland bei der WM in Russland sein Auftaktspiel gegen Mexico mit 0:1 verlor und draußen waren es zum ersten Mal in diesem langen Sommer fast 30°C.

Veranstalter war einer, derzeit wohl bekanntesten Sprecher im deutschsprachigen Raum. Die Halle 1 war mit über 10.000 Teilnehmern gefüllt. Bei der üblichen Abfrage, wer schon einmal eine dieser Veranstaltungen besucht hat, haben sich etwa 1/3 der Anwesenden gemeldet. Nun zeigen bei so einer Frage nicht immer alle auf und, niemand hat es nachgezählt. Also gehen wir einmal davon aus, dass etwa die Hälfte der Teilnehmer eine Veranstaltung dieses Sprechers schon einmal besucht hat. Der Rest wird ihn zumindest vorher gekannt haben. Sie haben sicher schon einmal etwas von ihm gelesen, seine Videos im Netz bzw. seine DVDs gesehen oder CDs gehört haben. Ansonsten wären Sie nicht hier gewesen.

Die gesamte Veranstaltung war sehr beeindruckend. Vor einem Jahr fand dieser zweitägige Vortrag in der Halle 3 mit weniger als der Hälfte der Teilnehmer statt und ich habe mich immer wieder gefragt: wie macht der das? Wie ist er so erfolgreich? Wie ist es möglich in nur einem Jahr die Teilnehmerzahl (den Umsatz) mehr als zu verdoppeln? Dieser Mann / Sprecher muss nicht nur unglaublich diszipliniert sein, eine klare Vision haben – er muss vor allem ein Umfeld haben, dass 100 % zu ihm passt und seinen Weg bedingungslos (positiv gemeint) mitgeht. Ansonsten wäre so etwas nicht möglich.

Neben den wirklich wertvollen Inhalten, die hier vermittelt wurden hatte die gesamte Veranstaltung wieder ein sehr beeindruckendes Rahmenprogramm. Emotionale und tief beeindruckende Videos, Fitnessaktivitäten zwischendurch – auch für den täglichen Einsatz – und auch einige interessante und motivierende Musiker, Künstler und weitere Sprecher. Rundum – eine gelungene Veranstaltung – ein faszinierendes Event. Es war wirklich zu tiefst beeindruckend.

Üblicherweise werden die Pausen bei solchen Veranstaltungen dafür genutzt, um neue Kontakte zu knüpfen und Visitenkarten auszutauschen, um zu „Netzwerken“. Nun waren die Pausen hier zwar zeitlich gut bemessen. Nur, bis 10.000 Menschen auf der Toilette waren, sich etwas zu Essen und zu Trinken geholt haben – das dauert. Also war unter dem Strich nicht allzu viel Zeit, um (tiefgreifende) Gespräche zu führen. Ein wenig „Smal talk“ ging natürlich schon. Mir ging es bei den Pausengesprächen weniger darum, neue Kontakte zu knüpfen, sondern ich wollte viel mehr wissen, was die Teilnehmer zu dieser Veranstaltung führte – ich interessierte mich mehr für die Gründe und Ergebnisse.

Grundsätzlich stellen wir uns einmal vor, dass diese Art der Veranstaltungen an einem x-beliebigen Wochenende von unzähligen Sprechern stattfindet. Nun wollen wir hier nicht über die jeweilige Qualität urteilen. Es geht darum, dass Wochenende für Wochenende Tausende von Menschen an derartigen Motivations- und Persönlichkeitsseminaren teilnehmen.

Dabei stellt sich ja die Fragen: warum haben nicht alle den gleichen, zumindest vergleichbaren Erfolg. Nun lässt sich „Erfolg“ sicher unterschiedlich definieren. Es geht hier nicht primär um den finanziellen Erfolg. Viele Menschen haben ganz andere Vorstellungen von Erfolg. Das kann die Gesundheit genauso sein, wie eine harmonische Familie oder erfüllte Partnerschaft.

Aber, unter dem Strich lesen all diese Menschen Tag-für-Tag Bücher, schauen Videos und DVDs, hören CDs und, wenn sie es sich leisten können, besuchen sie eben solche Seminare. Demnach müssten doch, alleine auf Grund des Prinzips der großen Zahl, die Anzahl der Menschen, die mit sich und ihrem Leben zufrieden oder gar glücklich sind, wesentlich größer sein. Aber, sie sind es nicht! Warum ist das so?

Bei dieser Art von Seminaren wird an einer bestimmten Stelle immer gesagt: du bist so, wie die fünf Menschen aus deinem direkten Umfeld. Also, Familien, Nachbarschaft, Kollegen usw. Ja, das glaube ich auch, dass das so ist. Weiter wird dann darüber gesprochen, dass, wenn du dein Ziel erreichen möchtest, dann muss du im Zweifelsfall auch ein Umfeld verlassen bzw. ändern. Auch das ist richtig und auch daran glaube ich, dass es so ist. ALLERDINGS, ganz so einfach ist es für „Jedermann“ dann doch nicht. Denn es gibt noch ein ABER. Und dieses ABER lautet in diesem Fall; ABER, was ist mit meiner Verantwortung – mit meinem Gewissen?

Natürlich weder ich weder verhaftet, festgenommen oder „erschossen“, wenn ich meinen Weg gehen will und meine Umfeld von Heute-auf-Morgen verlasse – keine Fragen. Theoretisch ist das möglich – und praktisch?

Diese Sprecher und Seminarleiter, die heute Megahallen füllen, kamen tatsächlich oft von ganz unten und hatten nichts. Oder, sie waren bereits sehr erfolgreich und hatten dann – aus was für Gründen auch immer – einen Absturz und waren anschließend noch erfolgreicher als vorher. Keiner, dieser Super-Sprecherstars ist als solcher geboren. Dass das so ist, daran habe ich keinen Zweifel und, wenn „die“ das können, warum soll es dann nicht jeder schaffen?

Der Grund war, dass diese Leute in der Regel Menschen um sich herum hatten, die an sie und ihren Erfolg glaubten, die sie gefördert und gefordert hatten oder, sie waren zum Zeitpunkt des beruflichen Starts alleine und haben sich ein entsprechendes Umfeld gesucht und geschaffen.

Wenn ich aber mit 16, 18 oder 20 Jahren jemanden kennenlerne, mit diesen Menschen eine Partnerschaft und später eine Ehe eingehe und mich in den Jahren von der Persönlichkeitsentwicklung in eine andere Richtung entwickelt habe als der Partner, dann ist es eben nicht ganz so einfach zu sagen, ich verlasse jetzt mein Umfeld und schaue, dass ich Menschen finde, die zu mir und meinem Weg passen. Wie gesagt, theoretisch ist das möglich – praktisch aber eher schwierig.

Wenn ich nach 20 Jahren Ehe heute als Abteilungsleiter arbeite, ein Haus, ein Auto fahre, Kinder und vieles mehr an Verpflichtungen habe, dann kann ich eben nicht so einfach alles hinwerfen und, z. B. eine Yoga-Schule aufmachen. Das heißt, ich kann schon – nur, ist es eben „manchmal“ schwierig. Auch, wenn mein Herz es für richtig hält und ich mich dazu berufen fühlen, wenn mein/e Partner/in nicht diesen Weg mitgeht.

 

Was ist die Lösung?

1./ ich muss mein Ziel genau definieren und langfristig bestimmen. Es muss klar und realistisch sein und, ich muss „am Ball“ bleiben und nicht immer wieder ein neues für mich finden.

2./ ich führe Gespräche mit meinem direkten Umfeld und weihe sie langsam in meine Pläne ein. Wenn dies nicht möglich ist, dann suche ich mir Menschen, mit denen ich mein Vorhaben zunächst „nebenbei“ beginnen kann.

3./ ich muss mich auch mental – geistig – darauf einstimmen und meine Ziele klar visualisieren. Das heißt, nicht nur schriftlich mit den einzelnen Schritten aufschreiben, auch klar vor meinem geistigen Auge sehen, dass es so ist – dass ich mein Ziel auch erreichen werde -, ich muss es vor allem auch spüren.

4./ ich sollte sehr diszipliniert sein, täglich an meiner Vision und meinen Plänen zu arbeiten. Auch dies geht in manchen Fällen in der offenen Form (familiäres Umfeld) nicht. Manche Menschen können sich nicht einfach in die Küche setzen und an ihren Visionen / Plänen arbeiten, ohne dass jemand fragt: was machst du da? Also sollte man sich zunächst eine Alternative suchen. Eine U-Bahn früher nehmen und noch 10 Min. auf der Bank sitzen oder etwas früher mit dem Auto losfahren und auf dem Parkplatz – alleine, für sich – schreiben und visualisieren,

Fazit; wenn ich alleine lebe oder noch jung bin, bin ich „relativ“ frei in meinen „eigenen“ Entscheidungen und kann in der Regel den Weg gehen, den ich für mich für richtig halte. Lebe ich aber schon länger in einer Beziehung und trage hier, in welcher Form auch immer, Verantwortung für Kinder, Haus, Auto usw., dann ist ein eigener Weg, ein Weg des Herzens, sicher möglich. ABER, es bedarf einer langfristigen Planung, Disziplin und viel – sehr viel – mentaler Arbeit.

Sollte ich breits auf dem Weg sein, meinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, dann sind natürlich die zu Beginn genannten Seminare und Work-Shops super. Ich findet man nicht nur Gleichgesinnte, sondern vor allem den letzten – möglicherweise – ultimativen Schliff, um durchzustarten.